Ich blicke auf 34 Jahre Sozialisierung im Westen und 34 Jahre in den neuen Bundesländern zurück – eine Lebenserfahrung, die mich geprägt hat, mich manchmal herausgefordert, aber auch unglaublich bereichert hat.
Die Stärkung der politischen Beteiligung von Seniorinnen und Senioren ist daher nicht nur eine Frage der Generationengerechtigkeit, sondern auch eine Investition in die Zukunft unserer Demokratie. Indem wir ältere Menschen ermutigen und unterstützen, sich aktiv in die politische Gestaltung einzubringen, können wir gemeinsam eine widerstandsfähige und lebendige Demokratie schaffen, die allen Bürgerinnen und Bürgern zugutekommt.
Die Erfahrungen im Gesellschaftslabor der 68er, mit Matrizendrucker und Spiritusduft, und der Protest in Westdeutschland vor 89 – die Proteste gegen den Vietnamkrieg, die Anti-Atomkraft-Bewegung mit Brokdorf, der Kampf gegen die Nachrüstung und der Widerstand gegen die Startbahn West – haben mich geprägt und meinen Blick auf die Welt geformt, nie mit Gewalt, sondern immer mit friedlichem Widerstand.
35 Jahre Mauerfall – Eine persönliche Bilanz
35 Jahre sind vergangen, seit die Mauer fiel und der Weg zur Deutschen Einheit geebnet wurde. 34 Jahre später, am 3. Oktober 2024, blicke ich auf die deutsche Einheit und die Sozialisierung in zwei verschiedenen Gesellschaftssystemen zurück – eine Lebenserfahrung, die mich geprägt, herausgefordert und unglaublich bereichert hat.
Die Friedliche Revolution war weit mehr als nur der Ruf nach Freiheit und Demokratie. Sie verkörperte die Sehnsucht nach Selbstbestimmung, sozialer Gerechtigkeit und einer Gesellschaft, in der jeder die Chance zur Teilhabe hat. Der Mut der Menschen, die 1989 auf die Straße gingen, mahnt uns, unsere Demokratie aktiv mitzugestalten und für eine offene und gerechte Gesellschaft einzutreten. Dabei dürfen wir nicht vergessen, wie schnell friedliche Proteste eskalieren können, wenn die Staatsmacht mit Gewalt reagiert. Die Friedliche Revolution ist deshalb auch ein Aufruf zum Dialog, zur Deeskalation und zur Wahrung der Grundrechte. Nur so können wir aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen und eine Zukunft gestalten, in der alle Menschen frei und gleichberechtigt leben können.
Ich meine, die Zeit zwischen Oktober 1989 und dem 3. Oktober 1990 war eine Phase tiefgreifender Veränderungen, aus der wir wichtige Lektionen lernen können.
- Zuerst einmal hat mich die Friedliche Revolution gelehrt, wie wichtig Mut ist. Die Menschen in der DDR haben mir gezeigt, dass man selbst scheinbar unüberwindbare Systeme verändern kann, wenn man mutig für seine Überzeugungen einsteht.
- Außerdem hat mich diese Zeit von der Macht des friedlichen Protests überzeugt. Die Demonstranten haben auf Gewalt verzichtet und stattdessen auf Kerzen, Gebete und Sprechchöre gesetzt. Ich finde, das war eine sehr effektive Strategie, die letztendlich zum Erfolg geführt hat.
- Die Wiedervereinigung hat den Menschen in Ostdeutschland die Vorteile einer demokratischen Gesellschaft gebracht: freie Wahlen, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit. Ich denke, die Ereignisse von 1989/90 erinnern uns daran, wie wertvoll diese Rechte sind und dass wir sie schützen müssen.
- Ich finde es auch wichtig, dass nach der Wiedervereinigung die DDR-Vergangenheit aufgearbeitet wurde. Die Aufarbeitung der Stasi-Akten, die juristische Verfolgung von DDR-Unrecht und die öffentliche Debatte über die SED-Diktatur waren wichtige Schritte.
- Natürlich war die deutsche Einheit nicht nur ein Grund zur Freude. Ich denke, die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Ost und West, die Integration von Millionen neuer Bürger und die Bewältigung der psychologischen Folgen der Teilung waren große Herausforderungen.
Insgesamt lehrt mich die Zeit von Oktober 1989 bis zum 3. Oktober 1990, dass friedlicher Wandel möglich ist, dass Demokratie ein wertvolles Gut ist und dass die Aufarbeitung der Vergangenheit notwendig ist. Die deutsche Einheit ist für mich ein historisches Ereignis, das uns auch heute noch inspiriert.