Das Räderwerk der Angst: Eine Mahnung zur Wachsamkeit

Die Angst, ein tief in unserer Psyche verankerter Mechanismus, der uns evolutionär bedingt vor Gefahren warnt und unser Überleben sichert, kann auch zum Instrument der Manipulation und Kontrolle werden. Ihre Entwicklung ist eng mit der kognitiven und emotionalen Reifung verknüpft, was Kinder besonders anfällig für Manipulationen macht, die Angstgefühle ausnutzen. Das „Räderwerk der Angst“ beschreibt einen Prozess, bei dem gezielt Ängste geschürt werden, um Kontrolle auszuüben.

In meiner Funktion als ehrenamtlicher Koordinator habe ich immer wieder Menschen getroffen, die sich zwar demokratischen Werten verbunden fühlen, dies aber aus Angst vor Repressionen oder sozialer Ausgrenzung nicht öffentlich machen wollen. Das zeigt, wie das Räderwerk der Angst auch heute noch wirkt und Menschen daran hindert, ihre Überzeugungen frei zu äußern.

Das Räderwerk der Angst in der deutschen Geschichte

Das Räderwerk der Angst betrifft jedoch nicht nur diejenigen, die manipuliert werden, sondern auch diejenigen, die manipulieren. Die deutsche Geschichte bietet hierfür einige eindrückliche Beispiele.

Frankfurt 1981 und Dresden 1989: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Die Proteste gegen die Startbahn West in Frankfurt 1981 und die Ereignisse in Dresden 1989 weisen eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit auf: In beiden Fällen gelang es den Demonstrierenden anfänglich, durch friedlichen Protest und Kommunikation eine Deeskalation der Situation zu erreichen. Die Polizisten, die die Unruhen unterdrücken sollten, konnten den Demonstranten nicht in die Augen sehen und ließen sich von deren friedlichen Absichten beeindrucken.

In Dresden führte dieser Dialog sogar zu einem Treffen zwischen den Bürgerrechtlern und dem Oberbürgermeister. In Frankfurt hingegen eskalierte die anfänglich friedliche Demonstration aufgrund des rabiaten Polizeieinsatzes, der zu zahlreichen Verletzten führte. Tragischerweise kam es am 2. November 1987 sogar zu den ersten und bisher einzigen tödlichen Angriffen auf Polizeibeamte in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland während einer Demonstration.

Eine Mahnung zur Wachsamkeit

Diese historischen Beispiele, aber auch aktuelle Entwicklungen wie die Zunahme von Hassreden, Fake News und politischen Polarisierungen, mahnen uns zur Wachsamkeit. Wir dürfen uns nicht von der Angst lähmen lassen und uns davon abhalten, unser Räderwerk der Angst auszuschalten. Jeder von uns ist heute gefordert, gegen diesen gesellschaftlichen Verfall einzustehen und für eine offene, demokratische und tolerante Gesellschaft zu kämpfen.

Beispiele für gesellschaftlichen Verfall, gegen den wir uns stellen müssen:

  • Verbreitung von Hass und Hetze: Online und offline werden immer häufiger menschenverachtende und diskriminierende Äußerungen verbreitet, die das gesellschaftliche Klima vergiften und zu Gewalt führen können.
  • Erosion demokratischer Werte: Grundlegende demokratische Werte wie Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit werden zunehmend in Frage gestellt und ausgehöhlt.
  • Zunehmende soziale Ungleichheit: Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander, was zu Frustration, Unzufriedenheit und sozialer Spaltung führt.
  • Klimatische und ökologische Krisen: Die fortschreitende Zerstörung unserer Umwelt bedroht unsere Lebensgrundlagen und erfordert entschlossenes Handeln.

Die Notwendigkeit, das Räderwerk der Angst zu überwinden

Es ist unabdingbar, dass wir das Räderwerk der Angst überwinden, um diesen Herausforderungen erfolgreich begegnen zu können. Nur wenn wir uns von der lähmenden Wirkung der Angst befreien, können wir uns kritisch mit Informationen auseinandersetzen, Manipulationen erkennen und uns gegen Versuche der Kontrolle wehren. Wir gewinnen die Fähigkeit, unsere Zukunft selbstbestimmt zu gestalten und eine Gesellschaft aufzubauen, die auf Vertrauen, Offenheit und gegenseitigem Respekt basiert.

Es ist von entscheidender Bedeutung, alle Gesellschaftsgruppen, insbesondere Kinder, vor Manipulationen zu schützen und ihnen ein sicheres Umfeld zu bieten, in dem sie ihre Widerstandsfähigkeit stärken und ihre Persönlichkeit frei entfalten können. Nur so können wir eine Gesellschaft schaffen, in der Angst nicht länger als Instrument der Kontrolle missbraucht wird, sondern stattdessen Mut, Kreativität und Engagement gefördert werden.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, das Räderwerk der Angst zu überwinden und eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch seine Meinung frei äußern kann, ohne Angst vor Repressionen oder Ausgrenzung haben zu müssen. Eine Gesellschaft, in der sowohl der Widerstand als auch die Staatsmacht auf Dialog und Verständnis setzen, anstatt auf Angst und Kontrolle.

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