„Harry Hensler: Eure Stimme für die Generationen!

Ein Leben mit dem demografischen Wandel: Mein Weg des politischen Engagements


Taten statt Worte: Vom Bürger zum Aktivisten und zurück!

Als Hamburger Jung des Jahrgangs 1956 habe ich früh gelernt, die Dinge anzupacken. Der hanseatische Grundsatz, „Butter bei die Fische“ zu bringen, hat mich mein ganzes Leben begleitet – beruflich wie gesellschaftlich.

Mein beruflicher Werdegang vom Zimmermann zum IT-Manager zeigt, dass ich mich Herausforderungen stets stelle und mich anpasse, ohne meine Wurzeln zu vergessen. Mein Handwerk hat mich gelehrt, wie wichtig Präzision und der Blick für das Wesentliche sind. Schon früh prägten mich die Ideale der 68er-Bewegung sowie der Friedens- und Umweltbewegung. Als ich 1991 in die neuen Bundesländer zog, konnte ich mich intensiv mit den Bürgerbewegungen der DDR auseinandersetzen, deren Werte sich mit meinem eigenen Verständnis für Bürgerrechte, Umweltschutz und Demokratie deckten.


Taten statt Worte: Vom Bürger zum Aktivisten

Ich war nie jemand, der nur redet – ich handle. Dieses Engagement zeigte sich schon früh, als ich über Jahre ehrenamtlich als Jugend-Fußballtrainer Teamgeist und Fairness vermittelte. Der Name „Ideenwanderer“ entstand 2002: Eine Künstlerin taufte mich so, als ich in einer Projektgruppe die Ideen meiner Kommilitonen in klare Konzepte übertrug. Gemeinsam schufen wir das digitale Eingangstor für die „Lange Nacht der Museen“.

Als wir 2013 nach Moabit zogen, stellte ich fest, dass der Schulweg meiner Tochter unsicher war. Mein Antrag für einen neuen Zebrastreifen über die Beusselstraße wurde zunächst belächelt, aber ich gab nicht auf. Nach einer Demonstration im Jahr 2017, bei der wir die Beusselstraße blockierten, wurden die Mittel bewilligt. Sieben Jahre intensiver Arbeit führten zur Fertigstellung der Verkehrsinsel – ein Beweis dafür, dass Beharrlichkeit sich auszahlt.

Doch mein Wirken ging weiter. Ich bin überzeugt, dass das Engagement für die Gemeinschaft keine Option, sondern eine Verpflichtung ist. Man mag vor Problemen zurückschrecken, doch ich sehe es als meine Aufgabe, ihnen konsequent zu begegnen. Im Jahr 2014 wollte das Bezirksamt die Jugendverkehrsschule an der Bremer Straße schließen. Mit der ©Initiative Jugendverkehrsschule Moabit kämpften Doris, Knut, Mirco und ich in einem zweijährigen Ringen für ihren Erhalt. Am Ende stand der Sieg: Die Schule bleibt!


Akribische Recherche als Instrument: Der Fall „Am Lerchengrund“

In der Corona-Zeit setzten wir unser zivilgesellschaftliches Engagement im Landkreis Oder-Spree fort und nahmen einen weiteren Fall ins Visier, der beispielhaft für undurchsichtige Grundstücksgeschäfte aus der Wendezeit steht. Unser Team der Bürgerinitiative Scharmützelsee recherchierte in der Causa „Am Lerchengrund“, wo die Gleise der Bahnlinie Fürstenwalde-Beeskow auf 900 Metern in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwanden. Die Bahntrasse, die nach der Wende an ein neu gegründetes Unternehmen übergeben wurde und bis 1997 aktiv war, liegt oberhalb des jetzigen Wohngebietes „Am Lerchengrund“. Das Baugelände, ein ehemaliger DDR-Betriebsbauhof, war kurz darauf in drei Flächen zur Wohnbebauung verkauft worden. Das Land Brandenburg stellte rund 2,5 Millionen Euro an Fördermitteln für den Erhalt und Ausbau der Strecke bereit.

Mit akribischer Detailarbeit sammelten wir 1.500 Seiten an Dokumenten aus Archiven und Schriftverkehr mit allen Beteiligten. Wir deckten auf, dass die Bahntrasse, deren Eigentümerin die Deutsche Bahn war, an eine neu gegründete GmbH übergeben wurde, obwohl die Gleisanlage nie entwidmet war. Der Diebstahl der Gleise wurde zwar zur Anzeige gebracht, aber nie aufgeklärt. Nachdem die Grundstücke verkauft und bebaut wurden, kam die Ironie der Geschichte zum Vorschein: Bautrupps stellten die Bahntrasse wieder her, und seit 2023 fährt wieder ein Zug zwischen Fürstenwalde und Bad Saarow Pieskow, im Abstand von nur acht Metern an den Gärten der Einfamilienhäuser vorbei. Am Ende unserer Möglichkeiten als Bürgerinitiative überführten wir unsere gesammelten Unterlagen in eine Anzeige gegen Unbekannt wegen schweren Betruges und übergaben sie persönlich an die drei Staatsanwaltschaften in Brandenburg. Was und wie die Gemeindevertretung bzw. Gemeindevertreter sowie alle sonstigen Beteiligten aus Verwaltungen und die Zuständigen zu verantworten haben, wird die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder prüfen, bei der das Verfahren zurzeit zur Prüfung vorliegt. Die Zeugenliste umfasst 150 Personen.


Generationsübergreifendes Engagement: Die Brücke zwischen Jung und Alt

Mein Blick reicht über die Jüngsten hinaus. Als logische Erweiterung meines Lebenswegs engagiere ich mich heute auch aktiv in der Seniorenbewegung. Denn auch im Alter hat man das Recht auf Teilhabe, Schutz und eine Stimme, die gehört wird.

Ein entscheidender Impuls dafür war Frank Schirrmachers Buch „Das Methusalem-Komplott“ im Jahr 2004. Es bestätigte meine eigene Erfahrung, dass die Gesellschaft oft von einer Jugendzentriertheit dominiert wird und ältere Menschen ausgegrenzt werden. Die Lektüre bestärkte mich darin, das Phänomen des Ageism aktiv zu bekämpfen und mich für die politische und gesellschaftliche Partizipation älterer Menschen einzusetzen.

Nach meinem Umzug in den Landkreis Oder-Spree im Jahr 2019 verlagerte sich mein Fokus auf das Konzept der Generativität – dem Anliegen, die nächste Generation zu begleiten und zu fördern. Als konkrete Umsetzung dieser Überzeugung gründete ich den NABU-Scharmützelsee, der sich schnell zu einem wichtigen regionalen Akteur entwickelte. Im Mai 2020 gründete ich zusätzlich die Nachbarschaftshilfe Bad Saarow, um Menschen während der Pandemie zu unterstützen.

Von der Zivilgesellschaft in die Politik: Ein gesellschaftlicher Auftrag

Parallel zu meinem Einsatz für die Umwelt und die Jugendbeteiligung beobachtete ich die politische Situation im Landkreis, die von wachsendem Rassismus und der Ausgrenzung von Menschen mit Migrationshintergrund geprägt war. Diese Entwicklungen verstärkten meine Überzeugung, dass ökologisches und soziales Engagement Hand in Hand gehen müssen. Doch es war mir nicht mehr genug, nur als Bürger zu agieren. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass Politik ein gesellschaftlicher Auftrag an jeden Einzelnen ist, sich aktiv einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Es geht darum, die Gestaltung unserer Gesellschaft nicht anderen zu überlassen.

Als logische Konsequenz dieses persönlichen Partizipationsanspruchs und um meine Werte auch auf einer breiteren Ebene zu vertreten, trat ich im Mai 2022 der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei. Mein Ziel ist nicht, ein Amt zu erringen, sondern meine Stimme und Erfahrung dort einzubringen, wo Entscheidungen getroffen werden.

Die Welle der Seniorenbewegung, an der ich aktiv mitwirke, ist ein Zeichen dafür, dass wir Senior*innen als unverzichtbares Instrument für die Lösung des demografischen Wandels bereitstehen. Wir kennen unsere Verpflichtung für die zukünftigen Generationen. Die Erfahrung unserer Generation ist unser Kapital. Senior*innen hatten schon immer den Anspruch, dass es ihren Kindern und Enkelkindern besser geht, und dafür setzen wir uns aktiv ein.

Die politische Notwendigkeit zur Gründung einer Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) für Senior*innen ist unbestritten, um die Interessen der älteren Generationen (über 30 % der Wählerschaft) wirksam und dauerhaft in die Partei zu integrieren. Durch die klaren Beschlüsse der LAG60Plus Brandenburg, der Vereinigung GRÜNE ALTE NRW und der LAG55Plus Sachsen haben wir hierzu einen eindeutigen Handlungsauftrag erhalten.

Die Seniorenbewegung, die über die AGen, die LAGen und Vereinigungen den Weg in die politische Partizipation auf Bundesebene strebt, versteht sich nicht als isoliertes oder in sich gekehrtes Phänomen, sondern als integraler gesellschaftlicher Baustein. Wir sind kein Alleinstellungsmerkmal einer Einzelgruppe, sondern ein unverzichtbarer Teil des Ganzen, der sein Recht auf Partizipation und Beteiligung aktiv wahrnimmt. Unsere Mitwirkung ist essentiell, um gemeinsam mit allen Generationen an der gemeinsamen Aufgabe zu arbeiten: der Entwicklung einer lebenswerten Zukunft für nachfolgende Generationen. https://antraege.gruene.de/51bdk/positionspapier-mit-erfahrung-gestalten-27116

Auf der 51. Bundesdelegiertenkonferenz (BDK) in Hannover sollte unser engagierter Antrag V-03 „Mit Erfahrung gestalten“ vorgestellt werden, den ich mit starker bundesweiter Unterstützung vorbereitet hatte. Das Anliegen zielte darauf ab, die politischen Debatten durch die wertvollen Erfahrungen von Senior*innen zu bereichern und sah einen verbindlichen Zeitplan vor, um die landespolitische Partizipation unserer Gruppen statutenkonform auf Bundesebene zu stärken. Obwohl das Positionspapier inhaltlich große Resonanz fand, schaffte es der Antrag im Ranking der V-Anträge leider nicht unter die ersten sechs und wurde daher auf der 51. BDK nicht zur Abstimmung zugelassen.

Die sächsische Senior*innenvernetzung, für die ich mich auf der Landesdelegiertenkonferenz in Chemnitz eingesetzt habe, ist ein direktes Beispiel dafür, wie sich unsere Werte in konkrete politische Arbeit übersetzen.

Hierzu zählt der Beschluss vom 9. Januar 2023 in Fürstenwalde zur Gründung der Kreis Arbeitsgemeinschaft 60plus im Abgeordnetenbüro von Michael Kellner. Mit der Gründung der KAG60plus im Oder-Spree-Kreis und der Unterstützung der AG Bündnisgrünen Ü60 in Potsdam begann unser gemeinsamer Weg, und am 29. April 2023 folgte durch Beschluss der LDK in Potsdam die Bestätigung der LAG60plus Brandenburg, die ich mit Dr. Elke Seidel erfolgreich weiterentwickelte, bis ich im Januar 2024 nach Sachsen zog.

Mit zahlreicher Unterstützung konnten wir in Leipzig die AG60Plus ab Mai 2024 etablieren. Die AG60plus hat auf der letzten Mitgliederversammlung des Stadtverbandes das WHO-Projekt „Age-Friendly Cities“ (Altersfreundliche Städte) erfolgreich zur Beschlussfassung eingebracht. Gemeinsam mit der Stadtratsfraktion sichert die AG ihre aktive Unterstützung zu, um das weitere Verfahren zu entwickeln und umzusetzen.

Gemeinsam mit Dr. Anke Thyen als Sprecher:innen der AG60Plus Leipzig und der LAG55Plus Sachsen bauten wir bis zu ihrem Rückzug aus persönlichen Gründen im August 2025 ein starkes Team auf, das maßgeblich von der AG-ALTGRÜN Chemnitz unterstützt wird und mit dem ich die Vernetzung in Sachsen fortsetze. Es ist Zeit, als mündige Wählergruppe nicht länger zu schweigen und sich für bezahlbare Energie und eine sozial gerechte Generationenpolitik einzusetzen.

Mein Motto lautet: „Fange nie an aufzuhören und höre nie auf anzufangen.“

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Harry Hensler

    Lieber Jürgen,
    vielen Dank für deine E-Mail! Es freut mich sehr zu hören, dass dich meine Beiträge so angesprochen haben. Dein eigener Werdegang als Blindendiakon ist wirklich bemerkenswert, und es ist eine große Ehre für mich, dass du meine Arbeit schätzt.
    Das Online-Angebot für die Veranstaltungen finde ich eine sehr gute Idee, gerade, wenn du lieber online teilnimmst. Wir treffen uns dann am 8. November zur GRÜNEN WERKSTATT in Leipzig 🙂
    Deine geplante Wanderung nach Graz vom 3. bis 10. Oktober klingt fantastisch. Es ist toll, dass du deine blinde Wanderkameradin begleitest. Ich wünsche euch beiden eine unvergessliche und schöne Zeit.
    Ich freue mich auf den weiteren Austausch mit dir.
    Herzliche Grüße,
    Harry

  2. Günter Schlink

    Moin Harry,
    sooo gerne würde ich Deinen Antrag für die BDK in HZannover unterstützen – allein mir fehlt die technische Möglichkeit: es fehlt im Antragsgrün schlicht der Botton „Antrag unterstützen“!
    Grüne Grüße aus dem KV Schleswig-Flensburg
    Günter

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